397
haltige Kraft. Und so kam es, daß im Laufe der Zeit die heiligen
Orte von den Türken wieder erobert wurden. Die letzten christlichen
Städte im Morgenlande, Tyrus und Ptolemais, fielen im Jahre
1291 in die Hände der Ungläubigen. — Es wäre engherzig und
unrichtig, wenn wir den Werth der K re uz zü ge nach ihrem
Nutzen und Schaden beurtheilen wollten. Immerhin bleiben die
Kreuzzüge ein ehrenvolles Zeugniß für jene Zeit, daß man vom
christlichen Glauben auf's innigste durchdrungen und einer Begeiste-
rung für Christi Sache fähig war, die in unseren kalten, genuß-
und erwerbsüchtigen Zeiten vergeblich gesucht wird. Die Kreuzzüge
gingen hervor aus Liebe zu Christus und aus warmem Bußgeiste.
Sie gehören zu den schönsten Erscheinungen der Geschichte, welche
nur Jener lächerlich findet, der es längst aufgegeben hat, sich seiner
Glaubenslofigkeit zu schämen. Diese großartigen Bewegungen des
Abendlandes aus den ehrgeizigen Absichten der Fürsten und Päpste
zu erklären, verräth einen kühnen Unverstand. Natürlich ist es, daß
unter dieser großen Zahl tapferer, frommer und edler Männer auch
Viele sich fanden, welche die Kreuzzüge zu Raub und Gewaltthat
benützten. Viele Millionen verloren ihr Leben im Morgenlande;
aber neues Leben, Bildung, Künste, Handel, Gewerbe, Veredlung
der Geistlichen, Ritter und Bürger kehrten zum Abendlande zurück
und wirkten wohlthätig auf dasselbe ein. Besonders wurden die Frei-
staaten Venedig und Genua durch die Kreuzzüge mächtig gehoben.
Den edlen, christlichen Geist jener Zeit beweisen besonders die
Stiftung der geistlichen Ritterorden der Johanniter, Temp-
ler und Deutschherren. Sie entstanden zum Schutze der Pilger und
zur Pflege der Kranken. Die Johanniter, also genannt von
ihrem Schutzpatron Johannes dem Täufer und gestiftet von itali-
schen Kaufleuten, besaßen zu Jerusalem ein Kloster mit einem Hospi-
tal. Nach dem Verluste von Palästina gingen sie nach Nhodus und
1520 nach Malta, woher sie Malteserritter genannt wurden.
— Die Tempelherren, welche ihr Kloster in der Nähe des Sa-
lomonischen Tempels zu Jerusalem hatten, waren eine Stiftung
französischer Ritter. Der Reichthum dieses Ordens reizte Philipp Iv.
von Frankreich so sehr, daß er den Orden auf eine gewaltthätige
Weise aufhob. — Der deutsche Ritterorden entstand eben-
falls in Palästina und zwar durch deutsche Kaufleute. Später zogen
sie nach Ostpreußen, um die heidnischen Preußen durch's Schwert
zum Christenthume zu bekehren. Nachdem ihr Hochmeister Albrecht
von Brandenburg zur lutherischen Lehre übergetreten war, wander-
ten die Deutschherren nach Mergentheim.
Die Hohenstaufen.
Das Geschlecht der Hohenstaufen hat seinen Namen
von einer Burg auf dem Hohenstaufen, einem der Bergkegel der
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Extrahierte Personennamen: Johannes_dem_Täufer Palästina Philipp_Iv Philipp Albrecht
von_Brandenburg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Tyrus Christi Genua Jerusalem Nhodus Malta Jerusalem Frankreich Palästina Mergentheim
351
Jahre 1313 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs ein-
gezogen. —
Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent-
stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutsche!: gegründet.
Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten, wie die vorgenann-
ten Orten, das dreifache Gelübde ab und hatten im Ganzen denselben
Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordenstracht war ein weißer
Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste des heiligen
Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem
Großmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen
gegen die Preußen zu Hülse gerufen. Dreiundfünfzig Jahre lang (von
1230 bis 1283) führten sie niit diesem heidnischen Volke schwere Kriege.
Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten darin das C h r i st e n t h u m
und deutsche Bildung, Sitte und Sprache. Durch sie entstanden die
Städte Thorn und Kulm, später Memel und Königsberg. Marien-
burg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im 16.
Jahrhundert (1525) nahm der Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht
von Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedern die evangelische Reli-
gion an. Die Uebrigen zogen nach dem Städtchen Mergentheim im Wür-
tembergischen. Im Jahre 1815 wurde der Orden durch den Wiener
Vertrag aufgehoben. —
24. Co lumbus und die Entdeckung von Amerika.
(1492.)
Schon im Alterthume galt das ferne Indien für das Land der Wun-
der. Tiefe Weisheit, unübertreffliche Kunstwerke, vor Allein aber unermeßliche
Reichthümer suchte man dort. Dort kannte man bis zum 15. Jahrhundert n.
Chr. keinen andern Weg dahin, um die Schätze jenes Landes zu beziehen, als
den langwierigen und durch Beduinen unsichernlandweg über Aegypten
und Abessynien. Schon mancher denkende Kopf hatte sich die Frage aufge-
worfen, ob nicht Afrika unten in eine Spitze auslaufe, und ob man nicht
durch Umschiffung desselben schneller und ungehinderter nach Indien müsse ge-
langen können. Im 14. und 15. Jahrhunderte waren die P ortugi esen
die unternehmendsten Seefahrer, und König Johann Ii. sandte einen kühnen
Mann, Bartholomäus Diaz, zur Entdeckung dieses Seeweges nach In-
dien aus. Wirklich erblickte er die äußerste Spitze von Afrika, und in froher
Ahnung gab ihr der König den Namen: „Vorgebirge der guten Hoff-
nung," überzeugt, daß es jetzt nicht mehr schwer halten müsse, das ersehnte
Indien aufzufinden. (1486)
In eben der Zeit kam ein anderer Mann auf einen noch kühneren Ge-
danken: „Wie," dachte er, „ist nicht die Erde eine Kugel? Lesen wir nicht in
den alten Reisebeschreibungen, daß Indien sich in unermeßlicher Weite gegen
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Albrecht
von_Brandenburg Albrecht Johann Bartholomäus_Diaz
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Kulm Königsberg Städtchen_Mergentheim Amerika Indien Afrika Indien Afrika Indien Indien
— 77 —
Zu Gottes und Mariens Ehr Empfange dies und keines mehr;
Sei kühn, biderbe und gerecht Besser Ritter, denn Knecht.
Religion, Waffenfreude und Hochschätzung der Frauen waren die Triebfedern des ritterlichen Lebens, das reich an Kampf und Abenteuern war, wie es aus der Poesie des Mittelalters ersichtlich ist. (Artus- und Gralsage, Parcival.)
Merkwürdig waren die Turniere oder ritterlichen Kampfspiele. Um zu denselben zugelassen zu werden, genügten ritterliche Abkunft und Tapferkeit nicht; der Kämpfende mußte tugendhaft sein. Häufig kämpfte man nur um ein Ehrenzeichen, Dank genannt, das dem Sieger durch Fraueuhand gegeben wurde.
Eine besondere Weihe erhielt das Rittertum durch die drei geistlichen Ritterorden, die zugleich Mönchsorden waren.
1. Der Johannit erorden , gegründet in Jerusalem 1048, vom Papste bestätigt 1118 , verdankt sein Entstehen italienischen Kaufleuten aus Am als i. Er bestand aus den eigentlichen Rittern, die in den Kampf ziehen mußten, aus den Geistlichen oder Caplänen, und den dienenden Brüdern, die für die Pflege der Pilger und Kranken sorgten. Ordenskleidung: schwarzer Mantel mit weißem Kreuze.
Nachdem Jerusalem den Christen wieder entrissen worden war, zogen sie nach C Ypern, dann nach Rhodns, daher ihr Name Rhodiser, und 1530 nach Malta, das ihnen Karl V. anwies. Bon dieser Insel stammt der jetzt gebräuchlichere Ausdruck „Malteserritter". Napoleon I. nahm auf seinem Zuge nach Egypten Malta für Frankreich in Besitz, und damit endigte die kriegerische Wirksamkeit des Ordens auf dem Mittelmeere, das derselbe von Seeräubern rein zu halten suchte.
2. Der Deutschherrnorden ging aus den deutschen Spitalbrüdern hervor, welche bei der Belagerung von Accort 1190 zum erstenmal als Genossenschaft auftraten. Papst Jnnoeenz Iii. erkannte 1195 den Lerein als Ritterorden
an. Ordenskleidung: weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. v Unter dem Großmeister Hermann von Salza 1226 eroberte und bekehrte der Orden Preußen. Die Ordensbrüder gründeten Bistümer und Städte (Thorn, Kulm, Königsberg), verbreiteten überall Bildung und Gesittung und kämpften erfolgreich mit den slavischen Nachbarvölkern. 1525
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— 111 — !
1270 n. Chr. Siebenter Kreuzzug unter demselben heiligen Könige. Ludwig stirbt vor Tunis an der Pest.
1291 „ Die Türken erobern die letzte christliche Besitzung im
Morgenlande.
X. Kapitel. Ritterorden, Bettelorden, Kunst und Wissenschaft.
1048 n. Chr. Johanniterorden gegründet.
1118 „ Bon dem Papste bestätigt.
1530 „ Die Johanniter erhalten Malta als Wohnsitz ange-
wiesen.
1128 „ Der Deutschherrnorden gegründet.
1226 „ Hermann von Salza erobert Preußen.
1525 „ Der Großmeister Albrecht von Brandenburg wird
Lutheraner und nimmt das Ordensland für sich in Besitz.
1809 „ Die Niederlassung der treu gebliebenen Ordensglie-
der in Mergentheim aufgehoben.
1118 „ Gründung des Templerordens.
1312 Aufhebung desselben durch Clemens-V.
528 „ St. Benedikt von Nursia gründet den Benediktiner-
orden.
1221 „ St. Dominikus Guzmann den Dominikanerorden.
St. Franziskus von Assisi den Franziskanerorden zu derselben Zeit.
1080 „ St. Bruno von Köln, Stifter des Karthäuserordens.
1120 „ St. Norbert, Stifter des Prämonstratenserordens.
1248 „ Dom in Köln begonnen unter Konrad von Hoch-
staden.
1880 „ Vollendet.
1277 „ Münster in Straßburg, Erwin von Steinbach.
Xi. Kapitel. Hohenstaufen.
1125—1137 „ Lothar von Sachsen. Sein Schwiegersohn Heinrich
der Stolze. Kampf zwischen Welfen und Waiblingern.
1137—1152 „ Konrad Iii., der erste Hohenstaufe.
1140 „ Sieg bei Weinsberg über die Welfen.
1152—1190 „ Aechtnng unv Länderentsetzung Heinrich des Stolzen.
Friedrich Barbarossa. Unternimmt sechs Züge nach Italien.
1154 „ Erster Zug. Kaiserkrönung durch Hadrian Iv.
1158 „ Zweiter Zug. Demütigung Mailands.
1162 „ Dritter Zug. Mailand zerstört. Die ronkalischen
1166 „ Friedrich zwingt den Papst Alexander Iii. zur Flucht.
Der Gegenpapst Paschalis zieht in der Peterskirche ein. Pest im Heere. Friedrich in Susa in Lebensgefahr. Hermann von Siebeneichen.
1168 „ Reichstag in Bamberg.
1174 „ Fünfter Zug.
1176 „ Treulosigkeit Heinrich des Löwen. Friedrich verliert
die Schlacht bei Legnano.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund_Ii August Katharina Jassy Kosciusko Alexander_I. Napoleon_I. Nikolaus Nikolaus Alexander_Ii Alexander
78 -
trat der Großmeister Albrecht von Brandenburg zur Se^ie Luthers über und nahm das Ordensland für sich in Zesttz- Die treugebliebenen Ordensglieder zogen sich nach Mergentheim tn Würtemberg zurück; diese Niederlassung wurde durch den Wiener Frieden 1809 aufgehoben.
3. Der Templeroxben, 1118 von französischen Rittern am ^.empelberge in Jerusalem gegründet, war in Frankreichsehr begütert. Philipp Iv., (der Schöne) von Frankreich war nach ihren Schätzen lüstern und bestimmte Papst Clemens V., den Orden aufzuheben 1312. Die welt-luhe Gewalt verurteilte den letzten Großmeister, Jacques de Moley, mit 50 Rittern zum Feuertode. Das Volk sah in .ent Don Molay vorausgesagten baldigen Tode des Königs ein Gottesurteil und war überzeugt von der Unschuld der Ordensbrüder, denen man die gröbsten Verbrechen zur Last gelegt hatte.
Der Bürg erstand (Kaufleute und Handwerker) gelangte im Mittelalter zu Reichtum und Ansehen. Viele Städte wurden freie Reichsstädte, d. h. sie erkannten den Kaiser als obersten Schiedsrichter an, verwalteten aber ihre inneren Angelegenheiten selbständig. Drei städtische Verbindungen verdienen Erwähnung:
1. Der rheinische Städtebund (Worms, Mainz, Köln u. s. w.). 0
2. Der schwäbische Städtebund (Ulm, Nürnberg, Augsburg u. s. w.).
3. Die norddeutsche Hansa, zu welcher Hamburg, Bremen und Lübeck gehörten.
Die Handwerker bildeten Vereine, die man Innungen, Zünfte oder Gilden nannte. Sie hatten bestimmte Regeln (Statuten), die streng gehandhabt wurden.
Die Bauern waren bedrückte Leibeigene und führten ein kummervolles, mühsames Dasein.
unft und 20isfcnfcsiaft blühten besonders in den Klöstern. Außer dem Benediktinerorden, gestiftet vom heiligen Benedikt von Nursia 528, entfalteten eine großartige Thätigkeit auf allen Gebieten des Wissens und der Seelsorge die Dominikaner, so genannt nach ihrem Gründer, dem heiligen Dominikus (f 1221). Große Gelehrte, wie der selige Albertus Magnus und der heilige Thomas von Aquino, gehörten diesem Orden an, der auch Predigerorden genannt wurde.
Gleichzeitig entstand der Franziskanerorden, ge-
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— 180 —
Auf Anna folgte Elisabeth 1741—1762, eine Tochter Peter I. Sie ließ den eigentlichen Thronerben Iwan, ihren Neffen, nach Schlüssel bürg bringen und verbannte dessen Eltern, den Herzog Anton Ulrich von Braunschweig und seine Gemahlin Anna, nach Sibirien. Elisabeth ließ im siebenjährigen Kriege ihre Truppen gegen Friedrich Ii. kämpfen.
Auf sie folgte 1762 ihr Neffe, Peter Ii f. , der kurz
nachher auf Betreiben seiner Gemahlin Katharina, Prinzessin von Anhalt-Zerbst , ermordet wurde durch Al ex ei
O r l o w.
Katharina Ii., „die nordische Semiramis", 1762 — 1796 ließ den unglücklichen Iwan ermorden, und den Kosaken Pngatschew, der sich für ihren Gemahl Peter ausgab, in N?oskau hinrichten.
Ihr Hauptwerk war die Zerstörung Polens. In diesem Reiche war die Uneinigkeit auf's höchste gestiegen. Der König Stanislaus Poniatowski war ohne Macht, der Bürger- und Bauernstand hart bedrückt von dem Adel, der alle Macht in Händen hatte. Die Conföderation von Bar (1767) setzte den König ab. Dieser suchte Hilfe in Moskau und beschleunigte daourch die erste Teilung Polens 1773. Ostpolen kam an Rußland; das heutige West-preußeu außer Danzig und Thorn erhielt Preußen; Oesterreich bekam Galizieu und Lodomerien.
Damit war Katharina nicht zufrieden; es erfolgte 1793 die zweite Teilung Polens, wodurch Rußland Lithauen, und Preußen S ü d p r e u ß e n mit Danzig und Thorn erhielt.
Das Unglück des Vaterlandes versöhnte die Parteien. Thaddäus Koseiusko und Mad alinski stellten sich an die Spitze in dem Kampfe für die nationale Freiheit. Doch umsonst! Polen unterlag in der Schlacht bei Macht jo wie e, in der Koseiusko schwer verwundet vom Pferde stürzte mit dem Ausrufe: „Das ist Polens Ende!" Er wurde von den Russen gefangen nach Petersburg gebracht.
Snwarow erstürmte dann P r ag a und zwang Marsch au zur Uebergabe. Polen wurde nun gänzlich geteilt zwischen Oesterreich, Preußen und Rußland 1795.
So traurig endete das früher mächtige Polenreich. Unter der Dynastie der Pi asten 850—1370 Hatte es sich von der deutschen Oberhoheit frei gemacht; unter den Jagel-
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Neueste Zeit.
Achtzehntes Kapitel. Geschichte des Königreichs Preußen.
Den Namen Preußen leiten viele Geschichtsschreiber von Borussen ab, weil sie neben den Russen wohnten. Sie waren ein slavischer Volksstamm und bis zum 13. Jahrhundert großenteils Heiden. Sie führten blutige Kriege mit den P o -len. Diese riefen 1226 den Deutsch herrnorden zu Hilfe. Unter ihrem Großmeister, Hermann von Salza, eroberten die Ritter Preußen, machten es urbar und bekehrten die Bewohner zum Christentum. Sie legten Städte und Dörfer an, verbreiteten überall Bildung und Gesittung und wurden so die Wohlthäter des Volkes.
Die wachsende Macht des Ordens mißfiel den Polen. Die Ritter verloren gegen dieselben die Schlacht bei Tannenberg 1410; sie wurden den Polen tributpflichtig, d. h. ihr Ordensland wurde ein Lehen der polnischen Krone.
Im Jahre 1525 trat der Großmeister Albrecht von Brandenburg zur Lehre Luthers über, nahm das Ordensland für sich in Anspruch und machte es zu einem erblichen Herzogtume. Von 1618 an sehen wir Preußen und Brandenburg zu einem Reiche vereinigt.
Unter den Nachfolgern Albrechts zeichnete sich Friedrich Wilhelm „der große Karfürst" aus 1640—1688. Durch den Frieden von Weh lau 1657 machte er sein Land von der polnischen Oberhoheit frei. Im westfälischen Frieden waren ihm Minden, Magdeburg und Halber stadt zuerkannt worden. Durch den glänzenden Sieg, den sein General Derflinger (früher ein Schneidergeselle) bei Fehr-bellin 1675 über die Schweden davon trug, wurden diese
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Gottes Tannenberg Polen Wehlau Schweden Sans-Souci Ungarn Wien Kahlenberg
164 Die Ritterorden. Tempelherren.
aus der Regel des heil. Benedict und den dieselbe noch verschärfenden Vorschriften des Hl. Bernhard Zusammengesetzt war (1128). Ihre Ordenstracht war ein weißer leinener Mantel mit blutrotem, achteckigem Kreuze, ein Zeichen, daß sie dem Dienste der Kirche ihr Blut weihen wollten, und ihr schwarzweißes Banner führte die Inschrift: „Nicht uns, Herr, uicht uns, sondern deinem Namen gieb Ehre!" — Die Ungläubigen zitterten vor diesem Panier, und lange Zeit waren die Templer wegen ihrer Tapferkeit den Sarazenen ein Schrecken. Bernhard von Clairvaux konnte von ihnen rühmen, daß sie, in der Schlacht besonnen und ohne Leidenschaft, ihre Scharen mit Vorsicht und Klugheit ordneten und dann, ihre sonstige Sanftmut vergessend, mit Ungestüm aus den Feind eindrängen, dessen Zahl und Wildheit ihnen nie Furcht einflößte; denn von der Stärke des Herrn hofften sie den Sieg, und Tausende wären darum schon vor einem, Zehntausend vor zweien von ihnen geflohen. — Reiche Schenkungen und Vermächtnisse floffen cutch ihnen in Asien wie in Europa zu und zur Zeit seiner größten Blüte besaß der Orden an 9000 Komthureieu, und seine Einkünfte beliefen sich auf jährlich sechs Millionen Mark, was für die damalige Zeit eine ungeheure Summe war, so daß die Templer selbst den Fürsten oft gegen Zinsen Kapitalien zu leiheu im Stande waren. Ihre meisten Besitzungen aber lagen in Frankreich, woher auch die meisten Ritter stammten, und wohin sie sich nach dem Verluste des heiligen Landes großenteils zurückzogen. Im Jahre 1312 wurde hier der Orden auf Betrieb König Philipps Iv. des Schönen, der sich in den Besitz der reichen Güter desselben zu setzen wünschte und daher gegen die Ordensritter die schwersten Anklagen erhob, von dem Papste Clemens V. aufgehoben.
Auch die Tempelherren teilten sich in Ritter, Geistliche und dienende Brüder. Den Kern des Ordens bildeten die Ritter, die bei ihrer Aufnahme eine Aussteuer zahlen, frei von körperlichen Gebrechen fein und bereits den Ritterschlag empfangen haben mußten, und die vornehmsten Grasen und Ritter hielten es für eine Ehre, der Aufnahme würdig befunden zu werden; selbst unter den dienenden Brüdern befanden sich viele Gelehrte, Adlige und Beamte. Der Großmeister hatte Fürstenrang und erließ seine Befehle im Namen Gottes. Zunächst unter ihm standen die Großpriore, welche die einzelnen Provinzen regierten, und auf diese folgten die Priore oder Komthnre, auch Baillifs genannt. Die höchste Gewalt übte das Generalkapitel aus, welches ans den Oberen des Ordens und besonders dazu berufenen Rittern zusammengesetzt war; in gewöhnlichen Fällen aber vertrat die Stelle desselben das Kapitel zu Jerusalem.
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